
Gedicht: Ubuntu
„Ubuntu.“, sagte sie
und nahm meine rechte Hand.
„Ubuntu.“, sagte er
und sorgte dafür, dass meine linke Hand
in seiner rechten verschwand.
„Ubuntu“, sage ich,
weil ich durch eure Hand
den Weg zu mir selber fand.
„Ubuntu.“, sagen wir,
weil wir mit leeren Händen
keine Liebe empfänden.
Der Begriff „Ubuntu“ bezeichnet eine südafrikanische Lebensphilosophie, die wir sehr interessant finden und als ziemlich wegweisend erachten – gerade in den aktuellen, turbulenten Zeiten.
Deswegen haben wir uns bei dieser Karte und den zugehörigen Sets ganz bewusst für dieses Thema entschieden.
Was bedeutet Ubuntu?
„Ubuntu“ kommt aus den Bantusprachen und bedeutet auf Zulu und Xhosa so viel wie: Menschlichkeit oder Nähe und beschreibt den Sinn der Gemeinschaft.
Wer nach dieser Weltanschauung lebt, versteht sich als Individuum, das seine Freiheit und Selbstverwirklichung in der Verbindung mit anderen findet. Gleichzeitig weiß das Kollektiv, dass es nur durch einzelne, sich entfaltende Individuen stark sein kann. Deswegen hilft die Gemeinschaft dem Einzelnen auf seinem Weg hin zur Gestaltung seiner Selbst, was wiederum dem Gemeinwohl dient.
Denn jeder Mensch, der sich entfaltet, gibt der Gesellschaft aus dem Ubuntu-Blick auch etwas zurück.
Stell dir einmal eine Waage vor und wirf deinen Wunsch nach Freiheit und Selbstverwirklichung in eine der beiden Schalen. In die andere Schale legst du dann das Gemeinwohl und das Füreinander-Da-Sein.
Was passiert dann mit deiner persönlichen Waage? Was wiegt mehr? Was ist wichtiger?
Bei Menschen, die nach Ubuntu leben, ist die Waage ausgeglichen, beide Seiten sind gleichwertig und gleichrangig.
Was bringt Ubuntu?
Wir feiern diese Art der Weltanschauung, weil sie wie ein Gegenpol zum wettbewerbsorientierten und kapitalistischen System und zu unseren hochliberalen Einstellungen wirkt, in denen wir ständig die Ellbogen ausfahren müssen. Unsere Leistungsgesellschaft prägt uns dahingehend, dass wir permanent auf das Tun anderer schielen und uns mit allem und jedem vergleichen. Dadurch beginnen wir mit unserem Gegenüber zu konkurrieren. Jedes Individuum wird sich vor allem selbst zum Nächsten. Und damit ist in unseren Breitengraden auch jeder natürlich primär für sich selbst verantwortlich, unabhängig davon was das daraus resultierende Handeln gegebenenfalls für Auswirkungen auf andere hat.
Gleichzeitig lässt sich Ubuntu aber auch nicht mit Systemen und Überzeugungen vergleichen, in denen das Wohl der Gemeinschaft über dem Wohl und der Freiheit des Einzelnen steht.
Ubuntu ist anders
Nach Ubuntu laufen wir zusammen und nebeneinander, ohne schneller und besser sein zu müssen, weil wir ganzheitlich betrachtet nämlich keine separaten Inseln oder allein umherschwebende Seifenblasen, sondern miteinander verbunden sind.
Auch Nelson Mandela band die fürsorgliche Ubuntu-Weltsicht in seine Politik ein: Man versteht das Gegenüber ein bisschen wie einen Teil seines eigenen Körpers. Man möchte nicht, dass ein Teil Schaden nimmt, weil dies dem ganzen Organismus schaden würde, deswegen behandelt man ihn achtsam. So wird Ubuntu im Blick auf die Gesellschaft, das Miteinander und die Umwelt gelebt.
In der Ubuntu-Philosophie freut man sich füreinander oder hilft einander, statt anderen den Weg zu erschweren. Schließlich ist jedes Individuum ein wichtiger Teil des Ganzen, in dem alle einen Platz haben. Und dieses Ganze stärkt im Umkehrschluss den Einzelnen. Frei nach dem Motto:
„Wenn ich dich als Gegner, mir unter- oder überstellt, betrachte, schade ich mir selbst.
Mein Handeln geht immer über mich selbst hinaus und hat Auswirkungen auf andere.
Selbst wenn ich einer Biene schade, schade ich mir selbst, weil sie wie ich Teil des Ganzen ist, das mich stärkt.“
Ubuntu betrachtet jeden Beitrag zur Gemeinschaft als wichtig, unabhängig davon, ob man eine Hausfrau ist, von der Kanzel predigt, bei der Müllabfuhr arbeitet, die Geschäftsführung innehat oder Staaten lenkt. Status und Titel zählen in der Waagschale nicht mehr, weil der Beitrag aller gleichwertig ist.
Ist das nicht horizonterweiternd und befreiend? Irgendwie klingt das sehr schön.
Postkarte: Ubuntu
Ach, wir wünschen uns noch viel mehr von diesem Ubuntu-Verständnis für uns alle. Gerade in diesen stürmischen Zeiten. Mitten in Existenznöte, Krieg, Leid, Krankheiten und Krisen hinein.
Deswegen haben wir uns zusammengetan – herzensvoll & Werk.Schätzend – um diese Karte zu entwerfen. Wenn du möchtest, dann verteil auch ein bisschen Ubuntu in deiner Gegend.
In diesen Sets ist die Postkarte bei Werk.Schätzend im Shop erhältlich: