Schmetterling, du kleines Ding…

Schmetterling, du kleines Ding…

Wie ich sie liebe, diese kleinen Geschöpfe mit ihrer herrlichen Farbpracht. Detailverliebte Schönheit strahlt mir entgegen, wenn ich sie betrachte.

Zierliche Beinchen, die doch so viel Kraft haben, um zu tragen, sich zu halten, den Flug mit auszuloten.

Vielfältige Farbschattierungen und Muster, die sich in einzigartiger Weise über die zarten Flügel ziehen, die neben ihrer Zerbrechlichkeit auch gleichzeitig so viel Stärke besitzen, um im Flug zu kraftvollen und eleganten Tänzern zu werden.

Ihr fröhlicher Tanz steckt mich an, bringt mich zum Lächeln, versetzt auch mein Herz in belebte, freudige Stimmung.

Schmetterlinge begeistern mich mit ihrer Wandlungsfähigkeit: Ei – Raupe – Kokon – Falter
Die Organe einer Raupe bilden sich im Kokon um, um als Falter weiterleben zu können. Ist das nicht ein faszinierendes Wunder der Natur?

Diese kleinen Flugkünstler sind Meister der Sinne: Sie spüren ihre Geliebten und Nektar mit ihren Fühlern über weite Entfernungen zielsicher auf.

Und dann ist da ihr Fleiß, ihr unbändiger Fleiß: Mit Hilfe ihrer Antennen (so nennt man die Fühler auch, was ich sehr treffend finde) und ihrer kleinen Glubschaugen sind sie von früh bis spät auf Nahrungssuche. Ihrer prunkvollen Farbpracht entsprechend, fliegen sie am liebsten farbenfrohe Gärten, Blumenkästen oder Wiesen mit viel Nektar an. Hier fühlen sie sich wohl, denn hier gibt es eine Vielzahl an Blüten mit schmackhafter Nahrung, Blumen, die bestäubt werden wollen. Kaum gelandet, wird schon fleißig gesaugt und gefuttert, dabei bestäuben Schmetterlinge mit ihrem langen Saugrüssel auch Blüten, die andere Insekten nicht bestäuben können. Röhrenblüten, die bis zu 4 cm tief sind, sind für diese fleißigen Insekten kein Problem. Und dann geht’s ab zur nächsten Blüte.

Und ich, ich bestaune sie dafür, wie sie flink und ehrgeizig, ja instinktiv beschäftigt sind.

Gleichzeitig lassen sie mich aber auch immer wieder an ihrer ruhigen Seite teilhaben. Mitten in ihrem geschäftigen Treiben suchen sie die Sonne auf, lassen sich nieder – meist auf Teer oder Stein. Sie breiten ihre Flügel aus und ruhen, tanken Sonne, tanken Wärme, tanken Kraft. Als würden sie sich zwischen dem warmen Stein und den hellen Sonnenstrahlen in eine wohltuende Decke hüllen.

Ihr buntes Farbgewand schreckt Fressfeinde ab und ihr Instinkt lässt sie wohl wissen, dass all die anderen Blumen, die noch angeflogen werden müssen, auch später noch da sein werden und falls nicht, suchen sich die Falter wohl einfach eine andere Nahrungsquelle. Schmetterlinge brauchen nämlich nicht nur ihr Tun und ihre Bewegung, sie brauchen auch viel Sonne und die Ruhe in ihr, denn wird den Schmetterlingen vor lauter Fliegerei, durch Temperaturschwankungen oder die ununterbrochene Nahrungssuche einmal zu kalt, sterben sie.

Was ich von Schmetterlingen und Faltern lerne

Die letzten Tage und Wochen habe ich sehr viel getan, was eben getan werden musste. Da kam ganz viel auf einmal zusammen und ihr kennt das bestimmt auch alle: Wenn man sich in seiner Wohnung, auf seinem Hof, in seinem Wald, auf seiner Arbeit, in seiner Gemeinde, in seiner Firma umsieht, dann findet man immer etwas, das man tun könnte. Ich auch.

Heute möchte ich aber wie der Schmetterling sein – und das möchte ich eigentlich immer mehr. Ich möchte verspielt sein und aus der puren Lust am Leben tanzen und toben und dann ernst sein, wenn es dran ist. Ich möchte etwas tun und nicht nur dauernd am Chillen sein, aber meine Inseln der Ruhe möchte ich trotzdem nicht vergessen oder vernachlässigen. Ich möchte die Sonne genießen, frei umherschwirren und dabei mit anderen Menschen eine gute Zeit haben.

Denn wenn es schon in der Natur so angelegt ist, dass selbst die Kleinsten und Fleißigsten die Ruhe aufsuchen und sich einfach nur an etwas Schönem, an etwas Wärme erfreuen, ohne Verluste zu erfahren – warum sollte das für mich dann nicht auch funktionieren?

Vielleicht sind wir ja gar nicht nur zum Leisten und zum Geben, sondern auch zum Sein, zum Genießen und für Dankbarkeit gemacht.

Deswegen habe ich mich heute in der Früh an Schmetterlinge erinnert – wie sie sich im Flug verspielt zum Tanz vereinen und in der Sonne träumend die Strahlen genießen – und hab’ mich damit selbst befreit vom täglichen Tun:

Ich mach’ heute gar nichts, nur Schönes,
schon okay, sich auch mal auszuruh’n.